Themenbereich Südtirol im 20. Jahrhundert

De Gaulle erklärt gegenüber dem italienischen Botschafter Saragat in Paris, daß die Manifestationen in Innsbruck nicht als Ermutigung Frankreichs bezüglich der österreichischen Forderungen zu verstehen seien. Sollte Österreich den Beweis seiner Lebensfähigkeit und Unabhängigkeit erbringen, wurde seine Forderungen mit Blick auf Südtirol mit mehr Wohlwollen geprüft werden, sollte es jedoch weiter unter die Kontrolle einer starken auswärtigen Macht fallen, würde der italienische Standpunkt mit mehr Sympathie verfolgt werden.

Die Außenminister der vier Sieger beschließen in London die Beibehaltung der Brennergrenze; man ist lediglich bereit, "kleinere Grenzberichtigungen" zugunsten Österreichs zu prüfen.

Landeshauptmann Gruber spricht bei den Vertretern des Alliierten Rats in Wien vor und übergibt Material und Photos von der Südtirolkundgebung in Innsbruck.

Der Justizminister und PCI-Generalsekretär Palmiro Togliatti fordert laut Arbeiter-Zeitung vom 15.9. die Beibehaltung der Brennergrenze, "um Italien gegen ein Wiederaufleben deutscher Eroberungsgelüste zu schützen".

Brixens Fürstbischof Johannes Geisler wendet sich an den US-Militärgouverneur William McBratney, daß "im Interesse des öffentlichen Friedens" die italienischen Besatzungstruppen aus Südtirol abgezogen würden; bereits am 17.7.1945 verfaßte er ein Schreiben an Feldmarschall Alexander mit der Bitte, die Division "Folgore" durch britische oder amerikanische Truppen abzulösen. Das Schreiben wurde aber laut Josef Gelmi zurückbehalten.

Die tägliche Nahrungsmittelration wird in Österreich von 800 auf 1500 Kalorien erhöht.

Im niederösterreichischen Landhaus findet die erste Länderkonferenz statt, die provisorische Staatsregierung Renner wird durch Mitglieder aus den westlichen Bundesländern erweitert; Gruber wird in dieser provisorischen Regierung Unterstaatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten.

De Gasperi unterstreicht gegenüber De Gaulle in Paris, daß Italien einen Verlust Südtirols nur sehr schwer ertragen würde, im übrigen dürfte kein Interesse bestehen, diese überzeugte nationalsozialistische Bevölkerung Österreich zuzuschlagen.

Exposé des Quai d''Orsay für General Béthouart: Angesichts der ungewissen Zukunft Österreichs mit einer dauerhaften sowjetischen Besatzungszone würde eine Rückgabe Südtirols aus strategischen Gründen sehr gefährlich sein und bei Erweiterung des Einflußbereichs eine Ausbreitung der sowjetischen Einflußnahme bis zur Poebene drohen.

Der Postverkehr in ganz Österreich wird wieder aufgenommen.

Großkundgebung im Wiener Konzerthaus "Wien ruft Südtirol", bei der Staatskanzler Renner, die Staatssekretäre Figl, Honner und Bürgermeister Körner sprechen. Mit einer Resolution für die Rückkehr Südtirols und dem Andreas-Hofer-Lied wird die Kundgebung geschlossen.

Eine viersprachige Identitätskarte wird für alle Österreicher eingeführt.

Zweite Länderkonferenz in Wien: Alle ehemaligen Angehörigen der NSDAP, der SA und der SS sind vom Wahlrecht ausgeschlossen.

Wiedererrichtung des österreichischen Verwaltungs- und Verfassungsgerichts- und des Staatsrechnungshofs.

Südtirol-Großkundgebung aller Parteien in Wien, bei der Renner, Figl, Körner, Honner und der Vorsitzende des Aktionsausschusses sprechen.

Die amerikanische Besatzungsmacht wird in Südtirol durch die britische Militärregierung ersetzt.

Anerkennung der provisorischen Regierung Renner durch alle vier Besatzungsmächte

Die Westmächte erkennen die von den Sowjets im April eingesetzte Regierung Renner in Wien an.

Dritte Länderkonferenz in Wien: die Sicherung der Volksernährung, Klärung der Flüchtlingsfrage und Novellierung des Verbotsgesetzes vom 8. 05 1945 stehen im Mittelpunkt.

Das italienische Gesetzesdekret 755 genehmigt deutsche Schulen in Südtirol. De Gasperi führt dieses als Beweis für den guten Willen Roms in bezug auf die Gewährung einer Autonomie für Südtirol an.

Rede De Gasperis in Mailand: Die Brennergrenze ist eine Notwendigkeit für die Entwicklung und Verteidigung Italiens.

Überreichung eines weiteren Memorandums der Bundesregierung zur Südtirolfrage an den Alliierten Rat, in dem auf den Willkürakt des Jahres 1919 hingewiesen wird. Erneut wird die Rückgliederung als "der beste Beweise für den Gerechtigkeitssinn der Alliierten" bezeichnet und um eine Volksabstimmung und die Anhörung einer österreichischen Delegation bei den Friedensverhandlungen mit Italien gebeten.

Dolomiten und Alto Adige veröffentlichen den Briefwechsel zwischen Parri und Truman und zwischen De Gasperi und Byrnes.